

1899-1901
Bau des Kraftwerk Bille auf einem Grundstück zwischen Bullerdeich, Anton-Ree-Weg, Bahndamm und Bille (rd. 16.000 qm) in Hamburg-Hammerbrook als Reaktion auf stark ansteigende Strombedarfe des Freihafengebiets, der Straßenbahnen sowie der direkten Umgebung Hammerbrook. Das ursprüngliche Ensemble besteht aus Kohlenlager, Kesselhalle, Maschinensaal, Accumulatorenraum, Pumpenraum, Gradierwerken mit Pumpenhaus, Werkstätten und einem Verwaltungsgebäude, das auch Wohnungen für die Angestellten bereithält. Vergleichbar mit anderen Versorgungsbauten aus der Zeit wird der Klinkerbau im Stil der Hannoverschen Schule mit reichlichen neo-gotischen Zierelementen versehen gebaut, ist in seinem konkreten Entwurf nahezu eine Kopie der Zentralstation in Barmbek (Arch. Richard Jakobssen, erbaut 1898-1899).
15. August 1901
Das Kraftwerk wird als viertes zentrales Kraftwerk der Hamburgischen Electricitäts-Werke AG (HEW) in Betrieb genommen.
1915
Bau des Wandlerwerks am Bullerdeich, Architekt Theodor Speckbötel. Somit wird das Baufeld zum Bullerdeich hin geschlossen. Der dreigeschossige Bau hält sich mit Zierelementen zurück, verfügt über ein hohes Souterraingeschoss sowie ein ebenfalls dreigeschossiges Walmdach.
1929-1931
Das Kraftwerk wird aufgrund der rasanten Entwicklung der Kraftwerkstechnik und des Strombedarfes in Teilen zum Umformwerk umgebaut. Auf diesem Wege wurde Kohle gespart, indem nur noch in größeren Werken (insbesondere Tiefstack, in Betrieb seit 1916) mit effizienterer Technologie und höherer Leistung Kohle verstromt wurde.
Der Bau wird im Zuge dessen um das neue Wandlerwerk und die Trafohalle mit hoher Tordurchfahrt, alle drei dunkle Klinkerbauten, an westlicher Grundstücksseite am Bahndamm erweitert. Dafür werden Teile des ursprünglichen Kohlenlagers abgerissen. Der architektonische Stil des Wandlerwerks zeichnet sich durch die streng geordnete Fassade mit schmalen, vortretenden Achsen und seine extreme Vertikalität aus. Entwurf: Felix Herold, Chefarchitekt der HEW.
1933
Umbau des alten Wandlerwerks zu einem Zähler(eich)werk durch Arch. Franz Hammerstein. Einrichtung von Werkstätten, Prüf-, Eich- und Messräumen.
1937/38
Umbau des verbliebenen Teils der Kohlenhalle zu einem 25kV-Schalthaus auf dem Grundriss des Kohlenlagers und unter Einbeziehung von Teilen der baulichen Überreste im Erdgeschoss und im Obergeschoss. Abbruch des ursprünglichen Daches und Aufbau des 2. Geschosses, Einbau von rechteckigen Holzfenstern.
1943
Feuersturm über Hamburg durch die „Operation Gomorrha“ der britischen und US-amerikanischen Luftwaffe. Große Teile Hamburgs, insbesondere des Ostens, werden komplett zerstört. Im Kraftwerk Bille tragen Maschinen- und Turbinenhalle, die Schlote des Kesselhauses, das 25kV-Schalthaus, das Walmdach des Zählerwerks sowie die oberen beiden Geschosse samt Dach des Verwaltungsgebäudes starke Schäden davon. Dennoch bleiben das Heizwerk, Umspann- und Unterwerk sowie Zählerwerk im Betrieb.

1951
Wiederaufbau des 25 kV-Schalthauses
1955
Beginn der Nachnutzung. Es siedeln sich ab den 1970er Jahren unterschiedliche kleine Betriebe an, u.a. Künstlerateliers, Lagerflächen, Fotostudios an.
2006
Sanierung der Turbinen- und Maschinenhalle durch Vattenfall. Im südlichen Teil, der ehemaligen Turbinenhalle, wird nach wie vor ein Wärmeumformwerk betrieben, das Fernwärme aus Tiefstack druckreduziert und dabei Strom produziert.
2011
Das Kraftwerk Bille wird als Zeugnis der Hamburger Industriegeschichte unter Denkmalschutz gestellt.

Aktuell
Neben den seit vielen Jahren ansässigen Mietern gibt es vielfältige temporäre Zwischennutzungen, darunter die Künstlerproduzentenmesse P/ART, die HALLO: Festspiele, die Zukunftskonferenz des Wirtschaftsmagazins brand eins, zahlreiche Musik- und Theaterperformances etc. Parallel Vorbereitung der Sanierung. Langfristig Planung eines lebendigen und kreativen Quartiers mit einer Nutzungsmischung aus Büro, Atelier, Veranstaltung, Gastronomie, Produktion.
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